Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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DFG-Projekt "Eigentumsgeschichte(n)"

Quelle: Wikimedia.

Wessen Land?

Uni Osnabrück untersucht, wie sich der Eigentumsbegriff in der nordamerikanischen Literatur niedergeschlagen hat

Prof. Dr. Peter Schneck und Dr. Sabine N. Meyer

Einer der unmittelbarsten Streitpunkte der indigenen Bevölkerung Nordamerikas mit den europäischen Siedlern bezog sich auf den Landbesitz. Wessen Land? Wessen Eigentum? Ein neues Forschungsprojekt an der Universität Osnabrück untersucht die historische Herausbildung und andauernde Aktualität zentraler nationaler und indigener "Eigentumserzählungen" in der U.S.-amerikanischen Literatur und Kultur.

»Die fokussierte Analyse von Eigentumskonzepten und -konflikten in unterschiedlichen Textformen wird in den amerikanistischen Literatur- und Kulturwissenschaften als Forschungsfeld bislang wenig beachtet«, erklären die Leiter des Projekts, Dr. Sabine N. Meyer und Prof. Dr. Peter Schneck, beide vom Institut für Anglistik und Amerikanistik. Im Zentrum des von der DFG geförderten Vorhabens stehen daher auch zunächst einmal allgemeine methodologische und konzeptuelle Fragen, um das grundlegende Potential des Eigentumsbegriffes in der Analyse und historischen Interpretation literarischer und kultureller Diskurse herauszuarbeiten und zu sichern.

Ausgangspunkt hierbei ist die Grundannahme, dass die fortlaufende Verhandlung unterschiedlicher Eigentumskonzeptionen im Allgemeinen, vor allem aber das grundlegende Spannungsverhältnis zwischen antagonistischen Vorstellungen im Bezug auf Land als Eigentum, die Literatur und Kultur der U.S.A. entscheidend geprägt haben und immer noch prägen: »Konkurrierende Eigentumsgeschichten sind in fundamentaler Weise ebenso konstitutive wie formative Grundnarrative der U.S.-amerikanischen Kultur und Gesellschaft«, so Meyer.

Das Forschungsinteresse des Projekts richtet sich auf die spezifischen narrativen Formen, in denen die Legitimität (das Anrecht) auf Land als Eigentum – aber auch die Infragestellung solcher Anrechte – konzeptualisiert und verhandelt wurden und werden. Konkret geht es um die Frage nach der narrativen Konzeptualisierung von Geschichte als 'Eigentumsgeschichte', die gerade im Bezug auf Land sowohl auf der Seite der anglo-amerikanischen Siedler wie auch auf Seiten der indigenen Bevölkerung eine zentrale Rolle spielen. Die Untersuchung dieser spezifischen narrativen Formen wird aus einer interdisziplinären Perspektive geleitet, die Forschungsstände und -ergebnisse aus unterschiedlichen Feldern zusammenführt, unter anderem aus der amerikanistischen Literatur- und Kulturwissenschaft, den Native Studies, ebenso wie aus der Rechtsgeschichte und allgemein der Eigentumsforschung.

»Wir möchten vor allem die "Vorgeschichte" und die "Wirkungsgeschichte" eines entscheidenden Moments in der Auseinandersetzung zwischen nationaler Souveränität und indigener Selbstbestimmung in den Blick zu nehmen, nämlich die Triade von Grundsatzentscheidungen des Supreme Courts, die sogenannte "Marshall Trilogy" (1823-32), sowie die darauf folgende offizielle Politik des Indian Removal während der Amtszeit Andrew Jacksons und den anschließenden Dekaden" erläutert Dr. Sabine N. Meyer.

Das Projekt ist aufgeteilt in zwei aufeinander aufbauende Einzelstudien, um die synchrone wie auch die diachrone Dimension der Eigentumsverhandlung in unterschiedlichen narrativen Formen und Texten in den Blick zu nehmen. Während ein Projekt die Dynamik der Herausbildung nationaler Eigentumserzählungen zwischen 1763 bis 1830 herausarbeitet, widmet sich ein weiteres Projekt der Untersuchung der Fortführung, Transformation und Revision dieser Narrative als 'Gegen'- Geschichten in der indigenen Literatur des 19. bis 21. Jahrhunderts. »Auf diese Weise wollen wir aufzeigen, wie sehr der Eigentumsbegriff als Narrativ zu verschiedenen Zeiten verschiedenen Kontexten unterlag und immer noch unterliegt, und dass er ohne Kenntnis dieser historischen und soziokulturellen Rahmenbedingungen kaum interpretierbar erscheint«, so Schneck.